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Andrea Diethers: „Seit ich mich vegan ernähre, bin ich noch fitter.“

Von wegen Veganern fehlt etwas: Marathonläuferin Andrea Diethers isst seit fünf Jahren keine tierischen Produkte mehr – und fühlt sich noch leistungsstärker.

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Warum hast du dich dafür entschieden, dich rein pflanzlich zu ernähren?

Ich bin bereits mit 13 Jahren Vegetarierin geworden, aus ethischen Gründen. Ich wollte einfach nicht, dass Tiere meinetwegen leiden müssen. Insofern beschäftigt mich das Thema schon sehr lange. Aber mein Leistungssport hat mich anfangs davon abgehalten, mich zu 100 Prozent vegan zu ernähren. Ich hatte schon Sorgen, ob ich voll leistungsfähig bleibe. Schließlich habe ich mich Ende 2012 dazu entschieden, es auszuprobieren. Ich mache alle drei Monate eine Leistungsdiagnostik inklusive der wichtigsten Blutwerte. Das war für mich eine ideale Gelegenheit: Ich habe ein viertel Jahr auf alle tierischen Produkte verzichtet und hatte dann direkte Vergleichswerte – als es sogar eine Verbesserung gab, stand meinem Entschluss nichts mehr im Weg.

Wie fühltest du dich nach der Umstellung?

Mir ging es in jeglicher Hinsicht besser, ich war insgesamt sogar leistungsfähiger als vorher und fühlte mich auch irgendwie befreit: Jetzt hatte ich mit Massentierhaltung nichts mehr zu tun. Das war mir wichtig. Insgesamt fühlte ich mich leichter: Auch mein Magen war nicht mehr so lange mit dem Verdauen schwerer Speisen beschäftigt, wie das früher manchmal etwa nach einem großen Stück Käse der Fall war.

Heißt das, du hast gar nichts vermisst?

Die einzige große Herausforderung war für mich der Verzicht auf Milch. Ich habe sie wirklich gerne getrunken und meine erste Sojamilch fand ich schrecklich. Das war meine persönliche Veganer-Challenge, die ich aber gemeistert habe. Wenn mir heute jemand aus Versehen Kuhmilch anbietet, schmeckt sie mir gar nicht mehr.

Was ist denn deine Alternative zu herkömmlicher Milch?

Ach, da gibt es heute so viele Produkte, da hat sich einiges getan. Inzwischen mag ich Sojamilch gerne, Sojajoghurt liebe ich regelrecht. Auch Hafermilch schmeckt mir. Die pflanzlichen Ersatzprodukte werden ja immer mehr und immer besser.

Du hast vorhin angesprochen, dass du früher Sorge hattest, dass dir als Sportlerin wichtige Nährstoffe fehlen könnten. Wie stehst du heute dazu?

Viele Menschen fragen mich danach, speziell, wie ich meinen Eiweiß-Bedarf decke. Aber das ist gar kein Problem: Ich esse gerne Tofu, Sojaprodukte oder Hülsenfrüchte. Ich kenne mich und meinen Körper gut und finde die Bausteine, die ich brauche. Ich achte darauf, bunt zu essen und nach meinem Körpergefühl. Grundsätzlich esse ich gerne frisch und regional und verzichte weitestgehend auf Fertigprodukte.

Ich bin davon überzeugt, dass mein Körper mir signalisiert, was er braucht.

Andrea Diethers, Leistungssportlerin und Veganerin

Immer mehr Sportler ernähren sich vegan. Sogar der ehemalige Bösewicht des Boxsports Mike Tyson. Was sind aus deiner Sicht die Vorteile?

Ich denke schon, dass wir Veganer uns mehr Gedanken über unsere Ernährung machen – immerhin haben wir in der Regel eine bewusste Entscheidung für diesen Lebensstil getroffen. Insofern denke ich, dass die meisten Veganer sich schon aus diesem Grund auch gesünder ernähren. Gerade im Spitzensport gibt es viele Veganer wie Basketballer Dirk Nowitzki, den Triathleten Arnold Wiegand oder Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton.

Wie sehen typische Mahlzeiten bei dir aus?

Zum Frühstück liebe ich Müsli mit Amaranth, Nüssen und Obst in Sojamilch, dazu eine Prise Zimt. Wenn ich Zeit habe, schäume ich mir die Milch warm auf, dann schmeckt es besonders köstlich. Mittags koche ich meist frisch – ich mag fast jede Sorte von Gemüse, dazu esse ich gerne ein scharf angebratenes Stück Tofu. Abends darf es noch etwas leichter sein, dann mache ich mir gerne einen Salat. Ich achte insgesamt sehr auf Regionalität und Saisonalität bei Lebensmitteln.

Andrea achtet darauf, bunt zu essen und nach ihrem Körpergefühl zu handeln. | © Andrea Diethers

Wirst du dann schwach?

Nein, ich kann das einfach nicht. Ich mag auch keine Produkte, die Fleisch nachempfunden sind. Da hat sich mein Geschmacksempfinden einfach geändert. Aber ich empfinde das nicht als Problem: Es gibt eigentlich immer eine vegane Alternative, die ich mag. Das sage ich auch Freunden, wenn ich bei ihnen eingeladen bin – bloß keinen Stress.

Vermisst du bestimmte Lebensmittel?

Heute eigentlich nicht mehr. Das einzige, was mir manchmal schwerfällt: Ich liebe Kuchen. Den gibt es zum Glück auch vegan, aber manchmal eben auch nicht – das bedauere ich gelegentlich …

Wie hat dein Umfeld auf deine neue Lebensweise reagiert? Gab es Skeptiker oder haben dich Freunde, Familie, Trainer eher unterstützt?

Sehr unterschiedlich, aber die meisten Menschen aus meinem Umfeld waren sehr interessiert, einige Freunde haben sogar mitgemacht. Eine gute Freundin von mir, die leidenschaftlich gerne Pancakes backt, hat für mich eine vegane Alternative ausprobiert, die es bei ihr heute noch oft gibt. Es war für mich damals schwieriger mit 13 Jahren Vegetarierin zu werden, weil sich meine Mutter damals solche Sorgen gemacht hat. Aber das ist heute nicht mehr so.

Nun kann ja auch jeder sehen, wie fit du bist – und wie leistungsstark. Was waren in sportlicher Hinsicht deine größten Erfolge?

Das war für mich ganz klar der Transalpine Run 2016 über die Alpen, das härteste Rennen, das ich je gemacht habe. In sieben Tagen ging es durch drei Länder. Schon der erste Tag war mit 35 bis 40 Kilometern Strecke und vielen Höhenmetern sehr anstrengend. Dann isst du noch etwas, gehst ins Bett und weißt: Morgen geht es weiter und weiter und weiter. Es wird immer anstrengender – und bei mir kam sogar noch dazu, dass ich ab dem dritten Tage alleine weitermachen musste, mein Teampartner schied nach der vierten Etappe aus, weil er Fieber hatte.

Trans-Alpine Run 2016 | © Andrea Diethers/privat

Aber du hast das Rennen zu Ende gebracht. War das dein persönlicher #BeatYesterday-Moment?

Ja, das war er ganz klar. Ich habe mir in diesen Tagen oft gedacht: „Du hast es gestern geschafft, du schaffst es heute wieder.“ Mit jedem Tag wurde es mental eine größere Herausforderung, aber ich habe sie bewältigt. Und ich werde auch dieses Jahr wieder bei dem Run antreten – und ich bin sicher, ich werde wieder oft an #BeatYesterday denken.

Was für sportliche Ziele hast du noch für die nächste Zeit?

Ende Februar ist der Tokio-Marathon, da will ich unter drei Stunden laufen.

Was ist die größte Herausforderung in deinem Leben?

Das klingt vielleicht komisch: Aber für mich persönlich ist die größte Challenge immer wieder aufs Neue, die Balance zwischen meiner Arbeit, meinem Sport und meiner Freizeit zu finden. Aber mein Freund und Trainingspartner Jan Erik Kruse und ich sind auf einem guten Weg (lacht). Wir haben zum Beispiel keine Couch mehr im Wohnzimmer – dort stehen unsere Spinning-Bikes und ein Laufband. So können wir trainieren und dabei unsere Lieblings-Serien auf Netflix gucken.

Über Andrea Diethers


Andrea Diethers, 33, lebt mit ihrem Freund Jan Erik Kruse in der Nähe von Köln und arbeitet als Digital Marketingmanager für Asics Deutschland und Österreich. Die ehemalige Sprinterin läuft heute erfolgreich Langstrecken – auf 10, 21 und 42 Kilometer Distanzen. Sie ist Hamburg Marathon Meisterin 2015 und Finisherin des Transalpine Runs 2016. Gesunde Ernährung ist für die promovierte Biochemikerin eine Selbstverständlichkeit.

Auf Instagram kannst du Andrea folgen – unter @ANDREADIETHERS

© Hendrik Auf`m Kolk

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