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Nach dem Spiel ist vor dem ... ?

Nach der Profikarriere neue Ziele setzen: Keine leichte Aufgabe. FC St. Pauli Urgestein Ralph Gunesch hat Neues im Auge und profitiert dabei von seiner Haltung auf und neben dem Platz.

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Ralph Gunesch (33) war Bundesligaprofi bei Mainz 05, dem FC Ingolstadt und acht Jahre beim FC St. Pauli. Doch nicht nur auf dem Fußballplatz macht er seit jeher von sich reden: Soziales Engagement und soziale Medien sind sein Ding. Dieses Jahr mussten neue Ziele her – für die Zeit nach der Profikarriere. Plötzlich war nach dem Spiel nicht mehr vor dem Spiel. Ein Gespräch mit der #BeatYesterday-Redaktion über Hingabe, Haltung und die Lust daran, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen.

Ralph, dieses Jahr hast du Abschied vom aktiven Profifußball genommen. In Interviews hast du gesagt, dass sei dir nicht so leicht gefallen.

Das lag einfach daran, dass ich noch wahnsinnig gerne weiter gespielt hätte. Leider ist es in der heutigen Zeit mit Anfang 30 und einer frisch auskurierten Verletzung schwer, noch einen Verein im Profibereich zu bekommen, da sich die komplette Altersstruktur nach unten verschoben hat.

Wie schwer war es, neue Herausforderungen nach der Profikarriere zu finden?

Da ich aber schon immer vielfältige Interessen hatte, haben sich Gott sei Dank relativ zeitnah einige neue Möglichkeiten ergeben. Allein schon, weil ich jetzt natürlich auch Zeit für viele andere Dinge hatte. Dennoch hat es ein bisschen gedauert, bis ich da ein bisschen selektiert habe, worauf ich wirklich Lust habe und was mich auch weiterbringt.

Wenn du zurückblickst, wie würdest du deinen Weg in den Profisport bezeichne: War es leicht für dich, Profifußballer zu werden oder musstest du viele Hindernisse überwinden?

Der Weg zum Fußballprofi ist ein sehr langer und steiniger. Ich denke, für 99% aller Profis ist es nicht leicht, dahin zu kommen. Das geht bereits in sehr jungen Jahren los und gerade die Jugendzeit ist geprägt von Unwägbarkeiten. Stichworte wie Disziplin, Verzicht und totale Hingabe sind nur drei von vielen Bereichen.

Natürlich träumen sehr viele Jungs und Mädels davon, Fußballprofi zu werden. Aber nicht alle sind bereit, ihr komplettes Leben dem Sport unterzuordnen. Etwa im Alter von 15 oder 16 um spätestens 23 Uhr im Bett zu liegen, während sich die Freunde und Freundinnen auf Partys treffen. Hausaufgaben müssen zu unchristlichen Zeiten gemacht werden, viel Lernstoff muss aufgeholt werden, aber auch viele Dinge des alltäglichen Lebens bleiben einfach auf der Strecke.

Es gilt, jeden Tag an sich zu arbeiten und jeden Tag besser zu sein, als am Tag zuvor. Denn nur dann sticht man heraus und erhöht die Wahrscheinlichkeit, es zu schaffen. Die Faktoren Glück und Zufall gehören auch dazu, aber in allen anderen Bereichen muss man bereit sein, sehr viele Opfer zu bringen.

Welche Herausforderungen meisterst du heute nach der Profikarriere?

Das sind viele verschiedene Formen und alles ist irgendwie eine Herausforderung für sich. Zum Beispiel meine Tätigkeit als Experte und Kommentator beim Streamingdienst DAZN: In jedem Spiel, das ich als Experte begleite, möchte ich den Zuschauerinnen und Zuschauern natürlich eine fachliche Analyse liefern, damit diese zu Hause einen Mehrwert erkennen und ich ihnen einfach Punkte aufzeigen kann, die sonst nicht direkt erkannt werden.

Oder der Punkt mit der Fitness: Während ich früher dafür bezahlt wurde, Sport zu machen und dementsprechend täglich intensiv Hochleistungssport betrieben habe, muss ich es heute in meinen neuen Tagesablauf mit integrieren. Früher musste ich meinen Alltag um den Sport herum bauen, heute ist es andersrum. Aber ich mache einfach viel zu gerne Sport, um darauf zu verzichten. Ich gehöre nicht zu denen, die froh sind, nichts mehr damit zu tun zu haben.

Und dann sind es oft die Herausforderungen, die ich mir selber stelle, wenn es darum geht, die Strecke vielleicht einen Tick schneller zu laufen als letztes Mal, oder die Intervalle noch intensiver zu gestalten. Oder ich spiele sehr intensiv an einem neuen Videospiel, weil mich der Spaß und Ehrgeiz gepackt hat. Das kann bei mir als begeisterter Gamer recht schnell passieren.

Leider schaffe ich es momentan nicht mehr so regelmäßig und häufig ins Tierheim. Ich war dort eine Zeit lang sehr aktiv und habe mehrere Hunde entweder zur Pflege oder für ihre letzten Wochen und Monate bei mir zu Hause aufgenommen.

Manchmal geht es nicht nur darum, selber besser zu werden, sondern auch für Andere etwas besser zu gestalten. Und gerade die Zeit mit den alten und zum Teil sehr kranken Hunden hat mir unglaublich viel gegeben im Hinblick auf Dankbarkeit und Genügsamkeit. Das habe ich aus meiner Profizeit mitgenommen, dass ich immer versuche, Entwicklungen voran zu treiben – und wenn es „nur“ ein erleichterter Tagesablauf einer treuen, alten Hundedame ist.

Was tust du jetzt, um dich im Alltag fit zu halten?

Neben regelmäßigen Laufeinheiten nutze ich zusätzlich noch den Kraftraum und wann immer es die Zeit zulässt, trainiere ich noch bei der U23 des FC Ingolstadt mit, weil mir Fußball einfach viel zu viel Spaß macht, als dass ich jetzt einfach komplett damit aufhöre.

Was sind deine nächsten Ziele, sportlich und abseits vom Sport?

Sportlich habe ich keine ganz konkreten Ziele. Das Fieber, einen Marathon oder Triathlon zu bestreiten, hat mich noch nicht gepackt. Ich habe lange genug „unter Anweisung“ Sport getrieben und verspüre außerhalb des Fußballs wenig Drang, mich sportlich mit anderen zu messen. Das, was ich sportlich mache, mache ich um fit zu bleiben und mich gut zu fühlen.

Darüber hinaus möchte ich meine Fähigkeiten als Experte und Kommentator immer weiter ausbauen, gerade was das „Handwerk“ angeht ist da noch Potenzial. Fachlich hilft es, wenn man viele Spiele schaut, so wie ich es tue. Dazu habe ich vor kurzem die Social Media Kanäle eines Unternehmens übernommen, bin beratend tätig und möchte dort die Abläufe und den gesamten Auftritt optimieren. Das sind viele kleine Ziele, an denen ich täglich arbeite. Dazu reicht es manchmal auch, einfach hellwach und aufmerksam durch die Welt zu gehen.

Da können Unternehmen sicherlich von dir lernen. Laut Sportbild sind deine Sprüche bei Twitter Kult. Wie kam es dazu, dass du als „Felgenralle“ begannst zu twittern?

Gestartet hat alles mit Facebook vor einigen Jahren und als ich irgendwann mal mit einem Freund zusammen Champions League geschaut habe, fragte er mich, wieso ich nicht auf Twitter bin. Dann hab ich mich einfach angemeldet und dazu einfach meinen Spitznamen genommen, unter dem mich die Medien, aber auch vor allem die Fans kennen. Und dann nahm das ganze Unheil seinen Lauf…

Hast du bestimmte Absichten, Ziele oder Wünsche, die du mit dem twittern verfolgst?

Ich war schon immer jemand, der den Kontakt zu den Fans gesucht hat. Nun ist Twitter eine sehr direkte Möglichkeit, in den Kontakt mit den Leuten zu treten – und auch andersrum. Mittlerweile habe ich viele Kontakte über Twitter geknüpft und es gehört einfach zu meinem Alltag, das Medium auf verschiedenste Arten zu nutzen.

Du hast in deiner Karriere immer wieder Haltung bewiesen. Beispielsweise im Kampf gegen Rassismus. Warum ist es so wichtig, Haltung zu zeigen?

Auch wenn ich vielleicht nicht den Namen habe wie Schweinsteiger, Lahm oder Götze, sehe ich mich als Profifußballer in einer gewissen Vorbildfunktion und verspüre auch eine gewisse soziale Verantwortung. Fans investieren wahnsinnig viel Zeit und vor allem auch Geld und von daher sehe ich es für mich persönlich auch als eine Aufgabe, auf Missstände hinzuweisen.

Ich betreibe keine Politik, ich will niemandem erzählen was er zu wählen hat. Ob München eine dritte Startbahn braucht oder Stuttgart einen Tiefbahnhof oder Berlin einen vierten, fünften und sechsten Flughafen, der eh nicht fertig wird, soll jeder für sich selber entscheiden. Aber wofür ich einstehe, ist Menschlichkeit. Und Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Menschen auf Grund ihrer Hautfarbe, Religion, Herkunft oder Sexualität zu diskriminieren, kann und will ich nicht tolerieren. Dieses Bewusstsein habe ich schon immer gehabt, dass ich da nicht unterscheide. So bin ich erzogen worden. Beim FC St. Pauli wurde ich sensibilisiert: Ich habe gelernt, dass ich als Spieler Möglichkeiten habe, Menschen anzusprechen und meine Reichweite für gute, sinnvolle Dinge zu nutzen.

Was war in deinem Leben bisher der ultimative #BeatYesterday-Moment?

Ich glaube, das war eher eine gesamte Phase. Gerade im Alter zwischen 16 und 18 bin ich über mich hinaus gewachsen und habe eine sehr schnelle und positive Entwicklung genommen. Als Ergebnis stand innerhalb von 7 Tagen mein erstes Juniorenländerspiel mit dem ersten Tor und dem ersten Zweitligaspiel im Alter von 17 Jahren. Natürlich gab es später auch ganz besondere, einzelne Momente und spezielle Spiele, in denen meine Mannschaft und ich über uns hinaus gewachsen sind.

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