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Wolfgang Krenn: „Man muss auch den Spaß an sich heranlassen“

Mountainbike-Profi Wolfgang Krenn weiß, dass sportlicher Erfolg nicht ohne hartes Training möglich ist. Wie dabei trotzdem der Spaß nicht auf der Strecke bleibt, erzählt er im Interview.

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In den vergangenen Jahren konnte Wolfgang Krenn bereits beeindruckende Erfolge feiern. So siegte er schon bei Österreichs größtem Mountainbike-Marathon, der Salzkammergut Trophy, und belegte beim härtesten und längsten Mountainbikerennen der Welt, der Crocodile Trophy in Australien, den zweiten Platz. Aktuell ist der Profi aus Weißenbach bei Liezen in der Saisonvorbereitung. Inmitten dessen haben wir mit ihm über den Sport, die Wettkämpfe und sein Training gesprochen.

Beat Yesterday (BY): Wolfgang, heute bist du vom Mountainbike kaum noch wegzudenken. Aber wie kam es eigentlich zu der Leidenschaft?

Wolfgang Krenn (WK): Eigentlich habe ich damals damit begonnen, weil sich meine Eltern getrennt haben. Da wollte ich nicht zu Hause sein, habe einen Ausgleich gesucht und dadurch mit dem Mountainbiking angefangen. Ich habe dann relativ schnell gemerkt, dass das mehr für mich ist. In der Natur die Wanderwege rauf und runter mit dem Rad, das hat einfach ein ganz eigenes Flair. Bei einem örtlichen Rennen habe ich dann in meiner Altersklasse gewonnen. So hat alles seinen Anfang genommen.

BY: Und 2011 kam es schließlich zum ersten Profivertrag …

WK: Dabei war ich mit 23 Jahren schon kurz vor meinem sportlichen Karriereende, weil ich beruflich sehr ausgelastet war. Ich habe Maschinenbautechniker gelernt und ganz normal 40 Stunden in der Woche gearbeitet. Im Winter sogar noch zusätzlich als Promoter, um das Ganze zu finanzieren. Mountainbiking ist eben ein Sport, der mit den Rädern und dem ganzen Material auf Dauer schon ins Geld geht. Ich wollte schon aufhören, als mein späterer Teamchef Christoph Kaiser auf mich zukam und gesagt hat: „Hör nicht auf!“. Er hat mich daraufhin zunächst mit Material unterstützt, sodass ich mich mehr auf den Radsport konzentrieren konnte. 2011 habe ich dann die Salzkammergut Trophy gewonnen und bei der Crocodile Trophy in Australien wurde ich Zweiter. Als ich heimgekommen bin, musste ich meinen ersten Profivertrag quasi nur noch unterschreiben.

BY: Was macht den Reiz an diesen Wettbewerben aus?

WK: Jede der Veranstaltungen weltweit hat etwas Einzigartiges. In Australien ist es das Outback, in Brasilien das spezielle Gestein, das Geröll. Da gilt es zunächst, beim Bike die richtige Abstimmung zu finden. Dann ist jeder Fahrer anders: Der eine lässt beim Downhill Zeit liegen und holt sie bergauf wieder raus. Es kann sich alles auf den letzten Metern entscheiden. Außerdem muss man in der Lage sein, die optimale Linie zu sehen. Beim Straßenrad ist das vergleichsweise einfach. Wenn da eine Kreuzung kommt, dann biegt man rechts ab und das war’s. Bei uns kann auch eine Kreuzung kommen, aber bei einem Wanderweg biegst du rechts ab und plötzlich ist da ein großer Felsen. Was machst du dann? Da muss man schnell reagieren, eine Lösung finden und das kann zwischen Sieg und Niederlage entscheiden.

BY: Du hast mal gesagt „Sport passiert im Kopf“. Was meinst du damit?

WK: Ein Rennen wie die Crocodile Trophy in Australien geht 10 Tage. Jeden Tag Start und Ziel. Ich gebe ehrlich zu, da stehst du nicht am vierten, fünften Tag am Start und denkst „Juhu!“. Dann kommt es auf die mentale Stärke an. Wer ist gut erholt, wer ist gut vorbereitet. In meinem ersten Profijahr habe ich viele Fehler gemacht. Ich wollte einfach zu viel und habe geglaubt, jetzt bist du Profi, jetzt musst du Ergebnisse bringen. Aber der Körper ist keine Maschine. Da gehört viel mehr dazu als nur das Training. Wenn ich zu Hause bin, gehe ich gerne mit Freunden zum Biken. Das sehe ich dann nicht als Training, sondern für mich ist das Erholung am Rad. Dann steht der Spaß mal im Vordergrund. So bin ich erholt und motiviert, wenn ich zum Rennen fliege. Das ist ein Prozess, den ich auch erst lernen musste.

Wolfgang Krenn
© Wolfgang Krenn/privat

BY: Trotzdem ist das Training hart. Wie sieht ein Tagesablauf in der Saisonvorbereitung bei dir aus?

WK: Es beginnt mit einem kurzen Morgensportprogramm zur Aktivierung des Körpers und natürlich möchte man an diesem Tag gut trainieren, also muss man sich beim Frühstück dementsprechend gehaltvoll ernähren. Dann folgt in der Regel ein anspruchsvolles Training am Vormittag und im Anschluss eine Regenerationseinheit. Nach dem Mittagessen setzt sich das so fort. Ein zweiter Trainingsteil, Regeneration und ein Dehnprogramm. Dazwischen sind dann oft noch diverse Termine zu erledigen. Mit Freunden mal am Wochenende einen Spaß machen, das ist zwar auch wichtig, aber in der direkten Saisonvorbereitung oft nicht möglich. Als Leistungssportler hat man einfach nicht viel Zeit und muss viele Abstriche machen, aber der Körper und Psyche müssen auch mal abschalten, genau wie in jedem anderen Beruf. Deswegen halte ich es beispielsweise so: Alles was nach 18 Uhr passiert, sollte nicht mehr unbedingt etwas mit meinem Training zu tun haben. Es gibt Sportler, bei denen geht es 24 Stunden nur um das eine. Das muss man in den Griff bekommen.

BY: Hast du dich je gefragt „Warum tue ich mir das eigentlich an?“

WK: Diese Momente kommen immer wieder mal, wo du einfach einen Hänger hast. Wenn diese Phasen allerdings zu oft kommen, ist es an der Zeit, dass man ans Aufhören denkt. Ich wollte unbedingt Profi werden, und da hat es nur dieses eine Ziel gegeben. Jetzt habe ich es erreicht und genieße es. Aber ich weiß natürlich, irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, wo ich sage: „Es war eine super Zeit, aber jetzt muss es in eine andere Richtung gehen.“ Ich kann aber nicht sagen wann. Ich denke, man spürt, wenn es soweit ist.

BY: Ist das vielleicht ein wesentlicher Erfolgsschlüssel, immer ein festes Ziel zu haben?

WK: Das ist ganz wichtig. Als ich Profi geworden bin, habe ich mich gefreut, aber stand auch mal kurz da und hab gedacht: Und jetzt? Ich wusste, ich werde jetzt die größten Rennen der Welt fahren, aber ich wusste nicht genau, wohin mich das führt. Wenn ich am Start stehe und nicht weiß, wofür mache ich das eigentlich, dann bestreite ich das Rennen mit 99 Prozent, aber das ist im Zweifel 1 Prozent zu wenig. Ich habe mir dann bewusst gemacht, dass ich jetzt alle Möglichkeiten habe: Ich will versuchen, international immer in der Top 10 zu sein. Und das ist mein großes Ziel. Und wenn du ein Ziel fasst, dann bist du auch bereit, weiter hart an dir zu arbeiten. Dann ist viel mehr drin, als man glaubt.

BY: Was war dein ultimativer #BeatYesterday-Moment?

WK: Das war bei mir der Sieg in Bad Goisern bei der Salzkammergut Trophy. Ein Tag, den ich nie vergessen werde. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich durch die Ortschaft fahre. Das sind Momente, die dafür belohnen, dass du auch bei Kälte und Regen ausgegangen bist, um fünf Stunden zu trainieren. Das sind dann die Siege, die all das einschließen.

BY: Welchen Rat würdest du Mountainbike-Anfängern mit auf den Weg geben?

WK: Das Mountainbiking muss dir Spaß bringen, es muss deine Leidenschaft sein. Dann kannst du über dich hinauswachsen und es passieren mit dir Dinge am Mountainbike, mit denen du nie gerechnet hast. Bei allem Ehrgeiz darf man nicht vergessen, den Spaß an sich heranzulassen, sonst gehen viele Türen zu.

Über Wolfgang Krenn


Wolfgang Krenn ist Mountainbike-Profi aus Weißenbach bei Liezen. Zu seinen größten Erfolgen gehören jeweils 2011 der 2. Platz bei der Crocodile Trophy in Australien und der Sieg bei der renommierten Salzkammergut Trophy. Auch Indoor läuft’s auf dem Rad rund: In Freistadt ist er 2011 zusammen mit Wolfgang Mayer Weltmeister im 24-Stunden-Indoor-Mountainbiking geworden.

Wolfgang Krenn
© Wolfgang Krenn/privat

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