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Bikepolo: So funktioniert der Actionsport auf dem Fahrrad

Nicht nur für Fahrradkuriere: Einst wäre Bikepolo beinahe olympische Disziplin geworden, heute erobert der ruppige Radsport mit D.I.Y.-Charakter die Metropolen.

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Weniger Polo, mehr Hockey – das ist Bikepolo

Polo, das ist der Traditionssport für Gutsherren und Adlige, die in steifer Haltung auf ihren Pferden hocken und verbissen versuchen, den Ball mit einem Holzschläger ins gegnerische Tor zu befördern. Damit hat Bikepolo beim besten Willen nicht mehr viel gemeinsam. Die Spieler sitzen nicht hoch zu Ross, sondern auf dem Sattel ihres Drahtesels. Welche Rasse, das ist in diesem Fall egal: Eingangräder, sogenannte Fixies, Mountainbikes oder sogar professionelle Polo-Bikes – Hauptsache es hat zwei Räder und fährt.

Die einzige Verwandtschaft zum Polo besteht noch im Spielprinzip: Eine Kugel, meistens ein kleiner Streethockeyball, muss beim Bikepolo in das etwa eine Fahrradlänge breite Tor der gegnerischen Mannschaft geschossen werden. Die Bikepolo-Schläger lassen sich entweder aus einem Skistock und einem Abflussrohr selbst zusammenschrauben – im Internet existieren zahlreiche Tutorials dazu – oder aber kaufen. Die genauen Regeln variieren von Region zu Region. Normalerweise spielen beim heutigen Hardcourt-Bikepolo Dreier-Teams zusammen und versuchen, vor den Gegnern fünf Tore zu schießen oder aber innerhalb einer festgelegten Zeit, zwischen 5 und 30 Minuten, möglichst viele Treffer zu erzielen.

Die Schwierigkeit dabei: Die Spieler dürfen beim Bikepolo nicht mit den Füßen auf den Boden kommen, sonst gibt es eine Zeitstrafe. Wem das passiert, der muss sich zu einem festgelegten Punkt auf dem von einer Bande umzäunten Spielfeld begeben und dort erst den Boden oder einen bestimmten Gegenstand berühren, bevor er wieder einsteigen darf. Mitunter geht es beim Bikepolo ganz schön ruppig zu: Schläger klackern gegeneinander, Räder quietschen, gegnerische Spieler blocken sich und jagen Schulter an Schulter dem Ball hinterher. Auch Stürze oder Zusammenstöße sind keine Seltenheit – Bikepolo hat eben mehr mit Hockey oder Rugby zu tun als mit elitärem Pferdesport.

Bikepolo
© iStock/Berkut_34

Früher olympisch, heute urban – die Entwicklung von Fahrradpolo

Das heutige Hardcourt-Bikepolo ist urban und hip, Tätowierungen und Vollbärte gehören nicht selten zur „Uniform“ dazu – letzteres zumindest bei den männlichen Spielern. Aber auch immer mehr Frauen entdecken den Radsport für sich. Das ursprüngliche Fahrradpolo wurde allerdings bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Irland von einem ehemaligen Radprofi erfunden. Der erste Verein entstand 1897 mit der Bicycle Polo Association in England. Damals waren allerdings noch gestreifte Poloshirts und Ringelkniestrümpfe en vogue.

Im Jahr 1908 schaffe es Bikepolo sogar zu den Olympischen Sommerspielen nach London. Es fand zwar nur ein Demonstrationsspiel statt, doch für 1916 in Berlin war ein Radpolo-Turnier vorgesehen – wenn der Erste Weltkrieg den Olympischen Spielen nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. So geriet die Sportart erst einmal in Vergessenheit, bis der urbanen Legende nach Fahrradkuriere in Seattle im Jahr 1999 das Bikepolo in seiner heutigen Form ins Leben riefen, um sich in den Pausen die Zeit zu vertreiben. Von den USA aus schwappte der Trend in den Rest der Welt über und mittlerweile wird Bikepolo in über 300 Städten in mehr als 30 Ländern gespielt – und das nicht nur von Fahrradkurieren, sondern quer durch alle Alters- und Berufsklassen. Sogar Landes-, Kontinental- und Weltmeisterschaften werden mittlerweile ausgetragen.

Bikepolo
© iStock/rcyoung

Schnell, geschickt und fair – darauf kommt es beim Bikepolo an

Während die Ausrüstung für Bikepolo recht schnell zusammengestellt ist, ist der Nischensport an sich durchaus anspruchsvoll. Zuerst einmal erfordert das Spiel einen guten Gleichgewichtssinn und die absolute Kontrolle über dein Fahrrad. Doch auch wenn du deinen Körper und dein Rad vollkommen beherrschst, lassen sich Stürze, Zusammenstöße oder Zeitstrafen gerade am Anfang nicht vermeiden. Lass dich davon aber nicht entmutigen. Der Wettbewerb ist beim Bikepolo sowieso nur zweitrangig, die Freude am Spiel steht hier im Vordergrund. Nicht selten werden aus den Gegnern nach Ende des Turniers Freunde, die gemeinsam feiern – Sieg hin oder her –, sich in Fahrrad-Foren austauschen oder auf der Couch des anderen nächtigen, wenn sie für einen Wettkampf extra aus einer anderen Stadt oder einem fremden Land anreisen.

Für das technische Verständnis sei es außerdem von Vorteil, ein wenig Erfahrung in einer Teamsportart wie Eishockey mitzubringen, verriet Florian Salchenegger vom Grazer Verein Bikepolo Styria gegenüber „Focus Online“. Auch Koordination ist wichtig, denn in kürzester Zeit den eigenen Körper, das Fahrrad, den Ball, die Mit- und Gegenspieler unter einen Hut zu bekommen, ist nicht so einfach und verlangt Geschick.

Bikepolo
© iStock/Berkut_34

Do It Yourself: In diesen deutschen Städten gibt es eine aktive Bikepolo-Szene

Jetzt hast du Lust bekommen, den urbanen Szenesport selbst auszuprobieren? Zumindest mit einer größeren Stadt in deiner Nähe solltest du keine Probleme haben, einen Bikepolo-Verein ausfindig zu machen. Hochburgen sind beispielsweise New York, London, Karlsruhe und München. In den Vereinen Bikepolo MünchenBikepolo Hamburg und Berlin Bikepolo finden regelmäßig selbstorganisierte Treffen und Spiele statt. Schau einfach bei einem Training in deiner Stadt vorbei, schnupper in die Atmosphäre rein und teste die Stimmung. Eins jedoch vorweg: Einen komplett durchstrukturierten Verein mit klassischen Hierarchien wirst du dort nicht vorfinden. Die meisten Teams setzen auf das D.I.Y.-Prinzip, sind nicht kommerziell und finanzieren sich durch Mitgliedsbeiträge. Sie designen ihre Trikots selbst und verabreden sich über Facebook- oder WhatsApp-Gruppen.

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