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Frauenlauf in Berlin: Charity für Brustkrebspatienten

Ramona Richter schnürte ihre Joggingschuhe und startete mit rund 18.000 Sportlerinnen beim größten Frauenlauf des Landes für den guten Zweck – hier ist ihr Bericht. Laufwetter in Berlin

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Laufwetter in Berlin

Als ich am Freitag, 19. Mai, am ZOB in Berlin ankam, die Jacke und meinen Rucksack überzog und aus dem Flixbus stieg, überrollte mich erst einmal eine 30 Grad schwere Hitzewelle.

Dieses Gefühl kennt man so normalerweise nur im Urlaub, wenn man aus dem Flieger steigt und den heißen Kontrast demonstrativ vor die Nase gehalten bekommt. Problem nur, im Süden ist man auf den Wetterumschwung vorbereitet, nicht aber nach nur knapp 280 km aus dem Norden in Richtung Hauptstadt.

„Wird auf jeden Fall eine schwitzige Angelegenheit beim morgigen 34. Avon Frauenlauf!“

Dass das Thermometer über Nacht allerdings um die Hälfte kippt, hätte so auch niemand geahnt. Die äußeren Bedingungen transformierten sich also noch laufgerecht in 18 Grad, der zwischenzeitige Wind beruhigte sich etwas und der anfangs bedeckte Himmel lockerte sich pünktlich zur Startzeit um 15:40 Uhr für die 5-km-Läuferinnen auf.

Bunter Haufen

Ich bahnte mir meinen Weg durch die im ersten Moment homogen wirkende Masse. Das war einerseits meiner Kurzsichtigkeit geschuldet und andererseits der unifarbenen rosa Shirts. Doch je näher ich den einzelnen Teilnehmerinnen kam, umso farbenfroher wurde es bzw. wurden sie. Die scheinbar gleichartige Läuferinnen-Front war ein bunter Haufen unterschiedlichster Charaktere.

5 Kilometer Familienfrieden

Zwischen Mutter Tiia und Tochter Vanessa (Bild 1, oben) liegen knapp 30 Jahre. Dieser Altersunterschied, der Zuhause nicht immer Frieden stiftet, wurde beim Frauenlauf aber bewusst hinten angestellt. Das heißt, auch wenn Vanessa so langsam ein Alter erreicht hat, in dem sie ihren eigenen Kopf durchsetzt und einen eignen Weg einschlägt, wurde das Event zu einem gemeinsamen Erlebnis, bei dem sich ihre Wege wieder kreuzten und zumindest fünf Kilometer in dieselbe Richtung führten.

Wenn sich zwei Mütter und zwei Töchter zusammentun, schlagen Familie und Freundschaft im Doppelpack zu. Das sympathische Quartett aus Tochter Luisa und Mama Sylke sowie Tochter Sophie und Mama Michaela (Bild 2, oben) stellte sich der 10 km Strecke.

Starten für den guten Zweck

Gisela und Helga (Bild unten), die schon mehrfach beim Avon Frauenlauf in Berlin dabei waren, sind noch mit 65plus Feuer und Flamme, sich mit den anderen Frauen über 5 km zu messen. Gisela: „Außerdem tut man was für seine Gesundheit und den guten Zweck!“

Ein Euro der Startgebühr jeder Läuferin kommt nämlich der Berliner Krebsgesellschaft zu Gute. Bei rund 18.000 Teilnehmerinnen wird auch dieses Jahr wieder eine stolze Summe zusammenkommen. Am Ende rundet Avon den Betrag noch einmal auf 25.000 Euro auf.

© Ramona Richter

An Tagen wie diesen

Ich erreichte den Start-Ziel-Bereich erst eine knappe Stunde vor dem Hauptlauf über 10 km, der auf 18 Uhr angesetzt war.

Noch war aber Zeit genug, sich seine Startunterlagen zu sichern, das Teilnehmershirt überzuziehen und sich als offizielles Puzzleteil im Gesamtbild wiederzufinden. Wo jeder auf seine besondere Eigenart, mit seinen individuellen Ecken und Kanten – wie ein Puzzleteil halt – passt und auch durch niemand anderen ersetzt werden kann.

Auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule legte sich so langsam die Abendsonne, während der Adrenalinpegel immer weiter stieg. „An Tagen wie diesen“ – spätestens als die Toten Hosen zum Refrain ansetzen, hatte auch die letzte das Fieber gepackt. Die nervösen Beine wippten im Takt mit und wir zählten die verbliebenen Sekunden bis zum Start.

Warm-up

Die beste Möglichkeit, das überschüssige Adrenalin abzufeuern. Also ließ auch ich mich von dem Animateur auf der Bühne in Mitten des rosa Schwarms mitreißen. Ich wollte nämlich selbst an den Start gehen und das Feeling live miterleben, anstatt es ansatzweise vom Streckenrand aus einzufangen.

Ich befand mich ganz vorne in der ersten Starterwelle. In Reichweite machte sich auch die Favoritin Lisa von den Hahnertwins (Bild unten) startklar. Kurz vorher holte ich mir noch ein paar Tipps von der Olympionikin ein, denn insgeheim plante ich das erste Mal die Sub-40-Minuten-Marke zu knacken.

Die letzte Minute brach an. Konzentration. Fokus. Die Geräusche um einen wurden dumpf und das Visier auf den vor mir liegenden Asphalt ausgerichtet.

© Ramona Richter

Mitlaufen, Dabeisein und Bestzeit

Wo es den einen nur ums entspannte Mitlaufen und „Dabeisein“ ging, jagten andere wiederum ihre Bestzeit – wie auch ich. Das hatte aber auch einen anderen Hintergrund …

Ich dachte nur an den schrecklichen Unfall von Julia Viellehner, die vor über einer Woche Rad fahrend mit einem Lastwagen kollidierte, erst im künstlichen Koma lag und letztlich nicht überlebte. Eine Frau, die in meinen Augen sinnbildlich für jenen geballten Ehrgeiz – kurz um: Frauenpower – stand.

Ein Gedanke, der mich schockierte und einerseits auch pushte, sich nicht aufzugeben, dranzubleiben und zu kämpfen – genauso, wie es Julia immer tat!

Auch wenn es auf den letzten zwei Kilometern hart wurde, ließ ich nicht locker und kämpfte mich nach 39:52 Min. ins Ziel, wo einen schließlich die Emotionen überrollten.

Ich war dankbar, laufen zu können. Dankbar, ein Teil dieses besonderen Events zu sein, das trotz scheinbarer Gleichartigkeit von besonderer Vielfalt zeugte. Dankbar, fern ab von Diskriminierung und krankheitsfrei einen Schritt vor den anderen setzen zu können.

© Ramona Richter

Glückwunsch an alle Finisher

Auch allen anderen Läuferinnen, die mir vor oder nach dem Lauf entgegenkamen, konnte ich viel mehr als nur Freude aus den Augen ablesen. An dieser Stelle Glückwunsch an alle Finisher. Glückwunsch, zu Eurem ganz persönlichen Erfolg, gleich wie schnell oder lang ihr gelaufen seid. Seid stolz und dankbar.

Zurück bleibt die Erinnerung an einen mutwilligen Ehrgeiz, den jeden von uns packte. Der mich zur neuen Bestzeit führte und der auch Katherine Switzer beim Boston-Marathon 1967 dazu bewog, sich jeglichen Verboten zu widersetzen und als erste Frau getarnt mit Wollmütze und Trainingsanzug einen Marathon zu laufen, das einst nur Männern erlaubt war.

Seither trumpfen und begeistern Frauen auf der ganzen Welt. Der Avon Frauenlauf erinnert alljährlich daran, dass wir ein Recht auf Freiheit, Gleichberechtigung und Wertschätzung haben.

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