ActiveFitnessRunning

Sabrina Mockenhaupt: Von der Laufbahn auf die Tanzfläche

Sabrina Mockenhaupt ist eine der besten Langstreckenläuferinnen Deutschlands. Jetzt tanzt sie bei einer Fernsehshow. Eine große sportliche Herausforderung – und Therapie für den Kopf.

Teilen
0

#BeatYesterday: Frau Mockenhaupt …

Sabrina: Das hört sich aber förmlich an. Sag doch einfach Mocki zu mir.

#BeatYesterday: Gern. Also, Mocki, hast du als Kind gerne getanzt?

Sabrina: Ja, und wie. Ich bin Rheinländerin, uns liegt das im Blut. Dachte ich zumindest. Aber Tanzen ist nicht gleich Tanzen, das weiß ich, seit ich bei Let’s Dance mitmache. Sich nach Choreografien zu bewegen, ist etwas völlig Anderes. Da muss man die Musik viel mehr spüren, und das ist schwerer, als ich geglaubt habe. Tanzen ist absoluter Hochleistungssport.

#BeatYesterday: Wie kommt es, dass du als Langstreckenläuferin plötzlich an einer Tanzshow im Fernsehen teilnimmst?

Sabrina: Ich hatte Lust auf was Neues und habe mich selbst da beworben. Ich dachte, professionelles Tanzen ist der größtmögliche Kontrast zu dem, was ich sonst als Leichtathletin mache. Ich habe die Show früher gern im Fernsehen geschaut. Die schönen Kleider, die Musik, die Harmonie unter den Tänzern – das hat mich schon immer gereizt. Jetzt bin ich hier und freue mich wie ein kleines Mädchen.

#BeatYesterday: Bei der ersten Ausgabe wärst du beinahe ausgeschieden. Zuletzt gab es von einem Punktrichter nur zwei Punkte. Hast du den Schreck schon überwunden?

Sabrina: “Schreck” ist noch milde ausgedrückt. Das ging mir durch Mark und Bein. Aber das war auch so ein Moment, der mir zeigte, dass ich was ändern muss. Ich habe mir danach gesagt: “Mocki, jetzt fängste Mal an, den Schalter umzulegen. Jetzt mach dir net son Kopp, genieß mal, versuch mal alles drum herum auszublenden.” Aber das ist trotzdem nicht leicht. Ich bewege mich auf vollkommen unbekanntem Terrain.

 

Durch das Tanzen die weiblichere “Mocki” erleben

#BeatYesterday: Was fällt dir besonders schwer?

Sabrina: Die Kameras und das Publikum auszublenden. Da habe ich noch große Probleme mit.

#BeatYesterday: Du sagst, du hast sehr wenig Selbstvertrauen. Ein überraschender Satz für eine 45-fache Deutsche Meisterin der Leichtathletik. War das allein aufs Tanzen gemünzt?

Sabrina: Nein, das ist generell so. Ich gebe mich immer lustig, laut und frech, aber man schaut ja dem Menschen nicht hinter die Fassade. Auch ich hab mein Päckchen zu tragen. Innerlich mache ich mich oft kleiner, als ich bin. Das ist ein Problem, an dem ich arbeiten muss.

#BeatYesterday: Ein anderer Satz von dir lautet, dass sich erst der Erfolg einstellen wird, wenn du loszulassen lernst. Wie hast du das gemeint?

Sabrina: Genau aus diesem Grund habe ich mich für die Show beworben. Ich möchte an meiner Psyche arbeiten und lernen, unverkrampft an Dinge heranzugehen. Ich bin nicht die typische Schauspielerin, die mit der Kamera spielt. Alles ist für mich neu. Ich habe mir gesagt: “Mocki das ist nicht deine Welt, doch es ist etwas, bei dem du dich beweisen willst. Zeig das du es kannst.”

#BeatYesterday: Ist Tanzen für dich eine Kopfsache?

Sabrina: Ich glaube, beim Tanzen geht es darum, den Kopf auszuschalten, sich fallen zu lassen zu der Musik. Ich bin aber ein absoluter Kopfmensch, das haben mir die ersten Wochen wieder vor Augen geführt.

#BeatYesterday: Ist das Ausblenden der Gedanken der größte Unterschied zum Laufen?

Sabrina: Es gibt so viele Unterschiede. Leichtathletik oder Einzelsport im Allgemeinen ist eine Ellenbogengesellschaft. Jeder kämpft für sich und es spielt auch keine Rolle, ob man dabei elegant rüberkommt oder grazil oder gut aussieht. Am Ende zählt nur das blanke Resultat. Nichts weiter. Tanzen ist dagegen ein Zusammenspiel von vielen Komponenten. Die Bewegungen müssen weicher, weiblicher sein. Hier muss ich die frauliche Seite mehr rauskehren. Das habe ich durch die Sportlerjahre verlernt. Ein Grund, warum ich mit dem Tanzen begonnen habe, war der Wunsch, wieder die andere, die weiblichere Mocki zu erleben.

#BeatYesterday: Welche Rolle spielt der Kopf beim Laufen?

Sabrina: Eine völlig andere. Tanzen belastet den Kopf, Laufen entspannt ihn. Beim Laufen denke ich an so vieles, etwa meine Zwischenzeiten, an meine Freunde, was ich am Abend essen möchte oder wie ich mich fühle. Ich denke viel. Beim Tanzen musst du dich fokussieren, beim Laufen kannst du die Seele baumeln lassen. Wenn ich das beim Tanzen mache, würde da nur Kopfsalat rauskommen. Dann würde ich gar nichts mehr hinkriegen. Nach dem Tanztraining gehe ich oft noch laufen, obwohl ich körperlich platt bin. Aber ich brauche das, um meinen Kopf an der frischen Luft zu entspannen.

Mehr als nur Sport: Beim Laufen bekommt Leistungssportlerin Sabrina Mockenhaupt den Kopf frei. Immer dabei: Ihre Garmin-Uhr. ©Norbert Wilhemi
Mehr als nur Sport: Beim Laufen bekommt Leistungssportlerin Sabrina Mockenhaupt den Kopf frei. Immer dabei: Ihre Garmin-Uhr. ©Norbert Wilhemi

Beim Tanzen werden die Muskeln anders benutzt

#BeatYesterday: Hättest du gedacht, dass Tanzen so anstrengend sein kann?

Sabrina: Nein, ich saß am Montag wie ein Eichhörnchen in meinem Hotelzimmer. Ich bin aus der Badewanne raus gleich rein ins Bett. Davor hatten wir bis zu neun Stunden trainiert.

#BeatYesterday: Als Langstreckenläuferin bist du Einzelsportlerin und allein für dich verantwortlich. Beim Tanzen entscheiden Punktrichter über deine Leistung. Wie schwer fällt es dir zu wissen, von anderen abhängig zu sein?

Sabrina: Das ist nicht einfach. Mir geht das die ganze Zeit durch den Kopf. Schaffen wir das? Reicht das? Ist deine Ausstrahlung positiv genug? Ich kann mich ja nicht selbst von außen betrachten, während ich tanze. Dann kriegst du nur zwei Punkte und bist innerlich total geplättet. Damit umzugehen, muss ich noch lernen.

#BeatYesterday: Außerdem hast du einen Partner, mit dem die Chemie stimmen muss.

Sabrina: Die passt mit dem Erich. Wir mussten uns erst einmal finden, aber jetzt haben wir ein ganz gutes Gefühl füreinander, obwohl wir nicht wirklich füreinander gemacht sind.

#BeatYesterday: Wie meinst du das?

Sabrina: Ich bin ein bisschen zu klein für den Erich. Das ist manchmal nicht so einfach. Neben der Chemie müssen auch die Körperproportionen zwischen den Tänzern stimmen, gerade bei Tänzen wie Salsa, wo man stark miteinander verbandelt ist. Aber gut, da müssen wir jetzt durch. Von uns wird keiner mehr wachsen, eher werde ich noch kleiner.

#BeatYesterday: Wie lief die erste Übungsstunde? Mit welchem Gefühl bist du zum Training gegangen?

Sabrina: Ganz unverblümt. Aber damit war es schnell vorbei. Ich habe schnell gemerkt, hier ist alles anders. Ich dachte, ich kann als Sportlerin alles, aber dann konnte ich nichts. Ich komme aus einem steiferen Sport, beim Tanzen werden die Muskeln ganz anders benutzt. Zum Beispiel bei der Hebefigur – da muss ich als Frau, die gehoben wird, eher die Muskeln weglassen.

#BeatYesterday: Welche Übungen fallen Dir besonders schwer?

Sabrina: Mir die Schritte zu merken ist noch schwierig. Und dann alles in den Ausdruck reinzupacken. Der muss ja zur Musik stimmen. Bei schneller, fröhlicher Musik muss ich dementsprechend auch fröhlich aussehen. Das ist ein Zusammenspiel. Die Beine zu strecken ist auch schwieriger, als ich mir das vorgestellt hatte.

 

“Ich habe Dirty Dancing geliebt”

#BeatYesterday: Hast du einen Trick, dir all die Schrittfolgen zu merken?

Sabrina: Leider nicht. Ich glaube, da hilft nur üben, üben, üben. Da gibt es nichts anderes.

#BeatYesterday: Was macht dir am meisten Spaß?

Sabrina: Mich schminken zu lassen. Und die schönen Kleider. Da fühlt man sich wie eine Prinzessin.

#BeatYesterday: Wie viele verschiedene Tänze hast du inzwischen drauf?

Sabrina: Eigentlich nur den Cha Cha Cha und den Tango.

#BeatYesterday: Sehnst du dich manchmal nach dem klassischen Standardtanz, einem Eins, zwei, Tipp?

Sabrina: Das wäre schön. Wie früher in der Schuldisco. Das war noch herrlich einfach. 

#BeatYesterday: Welcher ist dein Lieblingstanz?

Sabrina: Mambo. Den möchte ich noch unbedingt lernen. So à la Dirty Dancing. Gott, ich habe den Film geliebt. Der hat mich damals richtig gepackt. Ich habe mir dann vorgestellt, auch so tanzen zu können. Nun versuche ich, mir diesen Traum spät noch zu erfüllen.

#BeatYesterday: Ist das Tanztraining schwieriger als eine Wettkampfvorbereitung im Laufen?

Sabrina: Das kann man nicht vergleichen. Laufen ist da berechnender. Da weiß ich, wie ich trainiert habe, in welcher Form ich bin, und was ungefähr herauskommen wird. Beim Tanzen kann viel passieren, da gibt es sehr viele Faktoren, die niemand beeinflussen kann. Welche Laune haben die Punktrichter? Oder bricht mir vielleicht der Absatz? Knickt mein Partner um? All sowas. Aber das ist ja auch das Spannende. In meiner Laufwelt war ich zuhause. Beim Tanzen muss ich alles neu erfahren. Das macht mir Spaß. Ich liebe die Herausforderung.

#BeatYesterday: Läufer schwärmen vom Runners High, einem Punkt, ab dem plötzlich alles wie von allein läuft. Gibt es diesen Punkt auch beim Tanzen?

Sabrina: Ein Dancers High? Das zu entdecken, wünsche ich mir noch.

 

Mehr Balancegefühl durch das Tanzen

#BeatYesterday: Gibt es Vorteile, die du als Athletin gegenüber anderen Teilnehmern hast?

Sabrina: Die sehe ich noch nicht so sehr. Ich sehe mich eher im Nachteil, weil ich keine Schauspielausbildung habe, keinen Ballettunterricht hatte und aus einer völlig anderen Sportrichtung komme.

#BeatYesterday: Was hättest du als Wettkampfläuferin aus dem Tanzsport für deine Karriere auf der Laufbahn mitnehmen können?

Sabrina: Mehr Balancefähigkeit. Die fehlt mir beim Laufen. Das hätte mir schon geholfen. Aber diese Frage stellt sich mir nicht. Für Tanzunterricht hatte ich nie Zeit, das Trainingsprogramm vor Olympia oder anderen Meisterschaften ist zu vollgepackt.

#BeatYesterday: Mit der Leichtathletik hast du spät im Alter von 16 Jahren angefangen. Beim Tanzen warst du jetzt 38. Bist du eine Spätstarterin?

Sabrina: Schon immer. Das ist natürlich ein Nachteil, weil es beim Sport ja auch darum geht, Dinge so früh wie möglich zu lernen. Bei der Leichtathletik fehlt mir zum Beispiel die Ausbildung mit dem Lauf-ABC, aber das konnte ich immer gut kompensieren. Beim Tanzen ist das schwieriger.

#BeatYesterday: Was kommt nach dem Tanzen als Nächstes? Extrem Tiefseetauchen? Eine Bergbesteigung? Oder eine Weltumsegelung in einer Nussschale?

Sabrina: Nee, ganz sicher nicht. Dafür bin ich dann doch nicht abenteuerlustig genug. Ich bleibe beim klassischen Sport.

Garmin Forerunner 245 Music

Garmin Forerunner 245 Music Modelle
30.04.2019

Die GPS Laufuhr für ein effektiveres Training mit deinem Laufcoach

Laufe zu deinen Lieblingssongs – ohne Smartphone:

  • speichere bis zu 500 Musiktitel direkt auf der Uhr
  • halte die Playlisten deiner Lieblings-Streamingdienste aktuell
  • trainiere so effektiv wie noch nie, denn mit PhysioCheck behältst du dein Training im Blick
  • lade dir deinen persönlichen Trainingsplan herunter – für den Feierabendlauf oder den Marathon
  • überwache deinen Energielevel und optimiere dein Training

zu Garmin.com
Weitere Themen
Meinungen

Diskutiere über diesen Artikel und schreibe den ersten Kommentar:

Jetzt mitdiskutieren
Keine Kommentare

Diskutiere über diesen Artikel